Interview mit Juliette Vergne

5 Minuten Lesezeit

Interview mit Juliette Vergne

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Juliette ist eine französische Künstlerin, die sich auf Handfärben und Siebdruck spezialisiert hat. Sie liebt es, alte Techniken wie natürliches Färben und Drucken mit einem modernen Lebensstil zu kombinieren.

1. Wie lange färbst du schon mit Naturfarben?

Ich habe 2011 während meines Studiums des Textildesigns mit dem natürlichen Färben begonnen. Ich besuchte einen eintägigen Schnupper-Workshop und wusste sofort, dass dies eine Technik ist, die ich erforschen wollte. Dann habe ich 2 Jahre lang in meiner Küche geübt, bevor ich eine professionelle Ausbildung machte und eine voll ausgestattete Werkstatt einrichtete.

2. Was sind deine Färbeutensilien? (Garn/Zubehör)

Ich sage oft, dass ein guter Kochtopf unerlässlich ist! Es ist eine Technik, die keine komplexe Ausrüstung erfordert. In den Färbewerkstätten sieht es aus wie in einer Küche: Töpfe, Siebe, Holzlöffel und so weiter. Ich arbeite auch gerne mit schönen Stoffen wie Seide, Wolle und Leinen. Das sind meine Lieblingsfasern.

3. Wovon lässt du dich inspirieren?

Ich lasse mich von vielen verschiedenen Dingen inspirieren wie Musik, Kunst und Natur. Ich mag die Kunst sehr, vor allem expressionistische und etwas bizarre Formen.

4. Mit welcher Zutat färbst du am liebsten?

Krapp ist wahrscheinlich meine Lieblingspflanze. Ich liebe alle Schattierungen, die man mit ihr erzielen kann, von staubigem Rosa bis zu Ziegelrot. Es ist eine komplexe, lebendige Pflanze mit einer Vielzahl von Farbmolekülen und einer langen Geschichte der Verwendung als Färbemittel. Mir gefällt die Idee, mit ihrer Verwendung eine echte Textiltradition fortzuführen. Adrianopel-Rot ist eine historische Farbe, ein sehr leuchtendes Rot, das aus Krapp gewonnen wird und als Farbe im Wahrzeichen der Stadt Mühlhausen benutzt wird.

5. Was ist Ihr Lieblingswerk?

Meine Lieblingsstücke sind Seidenquadrate oder Schals. Sie sind für mich wie große leere Seiten, auf denen ich mich frei ausdrücken kann.

6. Was bedeutet die Ausübung eines Kunsthandwerks für dein Leben?

Ich wusste sehr schnell, dass ich ein Atelier haben und als Künstlerin arbeiten wollte. Es ist jetzt 10 Jahre her, dass ich mein Atelier eingerichtet habe und ich könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu tun. Es gibt einfach zu viel Forschung über Pflanzenfarben, die ich betreiben will. Ein Kunsthandwerker zu sein bedeutet, alles von A bis Z zu managen, es wird nie langweilig, weil es immer wieder neue Dinge zu tun und zu entdecken gibt. Die Arbeit mit den Händen hat einen meditativen Aspekt, den ich sehr genieße. Es ist auch eine einsame Arbeit, was mir ebenfalls gefällt.

7. Wie hast du von natürlichen Farbstoffen erfahren?

Ich habe bei der Vereinigung Couleur Garance in Südfrankreich bei Michel Garcia gelernt. Er brachte mich auf den Geschmack dieser Technik und ihres großen Potenzials und nach meinem ersten Training mit ihm wollte ich unbedingt weitermachen!

8. Gibt es Farben, zu denen du dich besonders hingezogen fühlst?

Ich liebe die Farbe Grün. Es ist übrigens ziemlich schwierig, sie mit Pflanzenfarben zu färben. In letzter Zeit habe ich mich mit der Herstellung von Schwarz aus natürlichen Farbstoffen beschäftigt. Man kann mit verschiedenen Pflanzen sehr interessante Schwarztöne erzeugen

9. Gibt es einige natürliche Inhaltsstoffe, die leichter zu verarbeiten sind als andere?

Die Fixierung von Farbstoffen in Zellulosefasern wie Baumwolle und Leinen ist komplizierter und erfordert mehr Schritte und mehr Zeit. Wolle und Seide halten die Farbe besser. Bei Pflanzen sind einige Farbstoffe leichter zu extrahieren als andere. Das natürliche Färben ist insgesamt nicht kompliziert, es müssen nur verschiedene Schritte befolgt werden, z. B. ein gutes Beizmittelrezept (ein Beizmittel ist eine Substanz, die verwendet wird, um einen Farbstoff zu fixieren, indem sie ihn unlöslich macht), das auf die gewählte Faser abgestimmt ist, und eine strenge Extraktion der Pflanze, um ein Farbbad zu erhalten.

10. Welche Tipps hast du für alle, die ihr eigenes Garn färben wollen?

Ich würde empfehlen, methodisch vorzugehen. Beginne mit einer kleinen Menge Garn oder Stoff, um dich mit einem Farbstoff vertraut zu machen, und dann kannst du dich an ein größeres Projekt machen. Es gibt eine Reihe von guten Büchern mit Rezepten, an denen man sich gut orientieren kann. Du solltest auch hochwertige Zutaten kaufen oder sammeln und deine Garnstränge gut vorbereiten.

11. Ergeben Naturfarben nur gedämpfte Töne oder kann man auch leuchtende Farben erzielen?

Ja, man kann leuchtende Farben erzielen. Wir haben oft die Vorstellung, dass Naturfarben nur Pastelltöne erzeugen, aber wir können auch sehr leuchtende Farben erzeugen. Dazu muss man hochwertige Färbepflanzen verwenden und große Mengen einsetzen. Mit Ausnahme bestimmter Pflanzen, die eine hohe Farbstoffkonzentration aufweisen, muss man das Verhältnis zwischen Pflanze und Gewicht des zu färbenden Stoffes berechnen. Ein weiterer Anfängerfehler ist der Glaube, man könne mit jeder Pflanze oder jedem Gemüse eine Tinktur herstellen. Die Pflanzen werden nach ihrer anerkannten Färbequalität und vorzugsweise nach ihren farbechten Eigenschaften ausgewählt. Typischerweise kann man aus Roter Bete keine mehrjährige Färbung herstellen, da sie keine Pflanze ist, die einen starken, farbechten Farbstoff enthält.

12. Wie lange dauert die Herstellung einer Partie Farbstoff?

Man kann nicht verallgemeinern, weil jede Textilfaser und jede Pflanze anders wirkt, aber es dauert mehrere Stunden, um das Beizen, Färben und Spülen durchzuführen.

13. Was gefällt dir besonders gut am Färbeprozess?

Es ist diese Form der Alchemie zwischen den Materialien. Wir extrahieren eine Farbe, die oft in einer Pflanze verborgen ist, um sie auf einem Textil zu fixieren. Mich fasziniert der Prozess, der mich oft mehr interessiert als das Ergebnis. Es ist eine Technik, die eine Antwort auf sehr aktuelle gesellschaftliche Themen gibt, insbesondere auf Fragen der Ökologie. Aus diesem Grund hat das Pflanzenfärben in den letzten Jahren ein echtes Comeback erlebt, nachdem es fast verschwunden war. Es entsteht eine neue Generation von Färbern und Anwendern von Pflanzenfarben. Wir müssen so viele Informationen und Kenntnisse wie möglich austauschen, um diese großartige Praxis des natürlichen Färbens zu unterstützen und weiterzuentwickeln.

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